Flüchtlingsprojekte

Flüchtlingsprojekte 2016 - 2020

Unser Engagement in der Flüchtlingshilfe

Wir mussten einfach dabei sein!

Im Herbst 2015 spürten wir, dass unsere Stunde gekommen war. Als Service-Club galt es jetzt, nicht zu zögern. Unsere Herzen und unser Verstand wurden gefordert. Eine Welle der Hilfsbereitschaft ging durch unser Land und wir wollten einfach dabei sein. Wir wollten einen kleinen Beitrag leisten, um das große Ziel zu erreichen: Wir schaffen das!

An unserem Clubabend, am 2.11.2015, wurde uns die Arbeit vom SKM Krefeld vorgestellt. Der SKM ist ein katholischer Verein für soziale Dienste, der sich besonders für die Förderung von unbegleiteten, minderjährigen Flüchtlingen einsetzt. Allein das Motto dieses Dienstes hat uns angesprochen: Schutz bieten, Kraft geben, Mensch sein. Wir unterstützten den Verein mit Geld, so dass dieser sich eine zusätzliche Arbeitskraft leisten konnte. Einige von uns stellten sich als Pate zur Verfügung.

Kindergesicht
Ali | Eigenes Archiv
3 Kinder
Ali und seine Freunde | Eigenes Archiv
Frau
Asieh in freier Rede auf deutsch | Lions

Ulrich Tillmanns wurde unser Flüchtlingsbeauftragter

Dann kam es zu einer Flut an Aktivitäten

Wir gingen in die Flüchtlingsunterkünfte, sprachen mit den Behörden, knüpften erste persönliche Kontakte zu Flüchtlingen, spendeten recht ordentliche Summen aus unserem Aktivity Fonds und baten sehr erfolgreich unsere Mitglieder zur Kasse. Unsere Hauptaktivität war der Aufbau einer Sprachschule. Sechs Mitglieder unseres Clubs stellten sich mit ihren Damen als Deutschlehrer zur Verfügung. Auf einem VHS-Seminar holten wir uns wichtige Informationen und lernten dort Männer und Frauen kennen, die sich unserer Schulaktivität mit Freude anschlossen. So stand uns genügend Ausbildungspersonal zur Verfügung.

Schlag auf Schlag galt es jetzt weitere Grundlagen zu schaffen: Der Flüchtlingsrat am Bleichpfad stellte uns zwei Unterrichtsräume kostenlos zur Verfügung. Wir besorgten das Unterrichtsmaterial: Kurs- und Arbeitsbücher renommierter Schulbuchverlage. Wir verschenkten die Bücher nicht an die Schüler, wir verkauften sie für 10 €. Wir wollten verhindern, dass sie mit den Gratisbüchern gleich wieder verschwanden. Wir kauften Blocks, Vokabelhefte, Stifte, Radiergummis. Wir besorgten Tafeln und Flipcharts mit Stiften und Putzmaterial. Wir fanden ein großes Herz, das uns zwei Beamer schenkte.

Jetzt hatten wir eine gute Basis, doch woher nehmen wir die Schüler? In Krefeld waren schon über 3000 Flüchtlinge gestrandet. Der staatliche Deutschunterricht kam erst langsam ins Rollen. So wurden wir gebraucht, bangten jedoch vor einer Aufgabe, die wir vielleicht nicht erfüllen könnten. Wir hängten in zwei Flüchtlingshallen Plakate aus und luden ein, zu uns zu kommen: Jede Woche, montag- und mittwochnachmittags von 15 bis 18 Uhr. Im März 2016 ging es los. Fast fünfzig Wissbegierige kamen: Syrer, Afghanen, Kurden, Iraner. Wir erfassten alle. Das dauerte Stunden. Allein die Namen der „sprachlosen“ neuen Freunde waren für uns Hürden. Doch es gelang, und wir teilten unsere Gäste in zwei Klassen ein. In die Gruppe A nahmen wir die Schüler auf, die schon ein wenig Deutsch konnten. In die Gruppe B kamen die wirklichen Anfänger. Hier war es besonders schwer, den Anfang zu finden, weil viele selbst in ihrer eigenen Sprache das Alphabet nicht kannten. Englisch sprachen die wenigsten. 

Mann spricht
Uli Tillmanns, Flüchtlingsbeauftragter | Lions
Vereinte Schüler
Schüler und Dozenten | Lions
Schüler
Salar bedankt sich

Über Frontrunner und Dozenten

Das Lehrpersonal wurde aufgeteilt in Frontrunner und Dozenten. Der Frontrunner führt den Unterricht, steht vorn und bestimmt die Musik. Die Dozenten sitzen zwischen den Schülern und helfen beim Schreiben, Lesen und Übersetzen. Fast immer wird ein Handy zu Rate gezogen, um Deutsches in Arabisches, Farsi oder Kurdisch zu übersetzen. Wir erkannten schon nach den ersten Stunden, dass sowohl die Schüler als auch wir Lehrer das große Los gezogen hatten. Beide Seiten waren glücklich und gewissenhaft dabei. Unsere neuen Freunde waren fleißig und interessiert. Und wir gewannen große Einblicke in Herzen, Kulturen und Sprachen.

Was wir tun ist sicher ein gutes Werk, das auch uns gut tut. Unsere Aufgabe ist so schön, so spannend, so neu, so wenig nur Erwartungen erfüllend. Unsere Schüler sind sehr lernbegierig, so herzlich, so dankbar. Unsere Arbeit wird so zur hellen Freude. Locker geht es zu. Wir singen, wir lachen, wir rezitieren miteinander: Guten Morgen, wie geht es dir. Mir geht es gut, und wie geht es dir? Im Chor lernen die Schüler die Worte. Viel Basisarbeit wird getan. Alles fängt mit dem Alphabet an. Ein schwieriges Unterfangen. Wir üben die Zahlen und erklären den Unterschied zwischen neunzehnhundertachzig und eintausendneunhundertachzig, zwischen der Jahreszahl und einer Zahl. So schwer der Anfang für unsere Schüler auch sein mag, sie werden bald spüren, dass sie bei uns viele große und wichtige Pflastersteine für den schwierigen Weg ihrer Integration bekommen.

Schüler
Unser Schüler -- überwiegend junge Männer | Lions