Charternight 18. Februar 1978
Wir waren sehr zufrieden. Zwanzig Männer haben sich gefunden und setzen nun nach der Gründungsarbeit auf Freundschaft und Taten. Wir holten tief Luft. Uns war zum Feiern zumute. Wir luden in Gold ein, unserem Logo, dem goldene Frankenhelm geschuldet. Menukarten, Namenschilder, die festliche Tischdekoration, alles glänzte in Gold. Die Gäste wurden standesgemäß gebeten, uns zu beehren: Herrn Dr. Florian Fröhlich und Frau Gemahlin. Alles war gekonnt.
Zweigeteilt war unser Charterfest. Es begann um 18:30 Uhr mit der Charterfeier, dem offiziellen Teil. Herr District Governor Dr. Werner Bandel überreichte uns mit mutmachenden und heiteren Worten die Charterurkunde. Unsere Patenclubs Krefeld und Krefeld-Seidenstadt waren mit ihren Präsidenten vertreten und sagten uns jede Unterstützung zu. Unser Gründungspräsident Udo Deimling dankte und forderte uns auf, in den Festsaal zu gehen. 146 Personen bewegten sich nun in den Ballsaal des Krefelder Hofs.
Die Charternight hatte begonnen. Die Band von Erik Silvester spielte leise auf und führte uns im Dreivierteltakt zu unseren Plätzen. Die erbetene Abenduniform für uns Männer ließ unseren Damen das freie Spiel: lang und kurz, bunt und elegant, schlicht und mondän, entzückend und stilvoll. Dem Anlass entsprechend bot sich uns ein wunderschönes Bild. Hinzu kamen eine erfrischende Lockerheit und die Lust auf den kleinen, möglicherweise auch großen Talk. Jeder war wohl gern zu Gast bei uns, bei diesen sympathischen Greenhorns. Und jeder Dame und jedem Herrn tat es wohl gut, in dieser angenehmen Gesellschaft einige Stunden verbringen zu dürfen.
Von Anfang an waren wir alle in bester Stimmung. Die Darbietungen lockerten so wunderbar auf. Hier heiter, dort geistreich. Einer unserer Patenonkel spielte mit einem Gedicht auf die nicht so ganz leichte Geburt unseres Clubs an. Beide Patenclubs hätten es gern gesehen, wenn wir in ihre Clubs gekommen wären. Lions Nachwuchs von Format gibt es nun mal nicht alle Tage.
Patenonkel und Papa Rufen in die Runde: Lange lebe Gelduba In dem Lionsbunde
Heut sind wir entzückt und froh, dass das Kind geblieben, unverzeihlich , wenn man roh einst es abgetrieben. |
Wie es oft im Leben geht: Die Geburt in Schmerzen Später dann am nächsten steht Einem jeden Herzen.
Unter seinem Spangenhelm Aus Geldubas Grabe Zeigt sich als ein muntrer Schelm Unser Lionsknabe. |
Wir ließen Erik Silvester mit seiner Band aufspielen.
Er machte uns herrlich beschwingt. Niemand merkte, dass seine Schnulzen nicht gut zu unserem Image passten: Ein Lion darf kein Freund von Volksmusik sein. Reine Voreingenommenheit. Wie wir uns irrten. Schau in des Volkes Gemüt und du wirst glücklich. Beim Tanz sangen wir fleißig mit: „Doch am Abend, da kommen die Träume“, wir wünschten es unseren Gästen. „Bleib nicht einsam heute Nacht“, die Singles unter uns sendeten ihre Fühler aus. „Skandal um Rosi“, fand gottlob nicht statt.
Szenenwechsel: Dr. Theo Pelster, einer von uns, sprach zwischen Crême tomate Chantilly und Medaillons Princesses zum Thema „Über das Verstehen“. Wir verstanden, weil wir uns verstanden und teilten seinen Stolz, richtig Niveau in die Gesellschaft gebracht zu haben. Erik Silvester hörte lernwillig zu.
Noch eine kleine Ergänzung. Ob uns die Medaillons de veau „Princesses“ - Pommes croquette - Petit pois geschmeckt haben, ist heute nicht mehr relevant. Aber der monetäre Blick auf Speis und Trank sollte die Euroskeptiker aufhorchen lassen. Heute nach fast vierzig Jahren von Teuro keine Rede. Die Flasche Oestricher Lenchen kostete damals im besten Haus am Platze DM 23, ein Beaujolais Richmond DM 27,50. Wir verlangten pro Person DM 52 für ein trockenes Gedeck. Zum dreißigjährigen Charterjubiläum zahlten wir für den Wein und das Menü in Euro in etwa die gleichen Preise. Nach sicherlich dreißig Preiserhöhungen. A la bonne heure, Ihr Eurofans!
Es gab wohlmeinende Reaktionen: Der Präsident unserer Nachbarstadt Mönchengladbach: Dr. Pelster sprach in seinem nachdenkenswerten Vortrag über das „Verstehen“ der Bildungs- und Geldelite. Dr. Manfred Lamers, unser Geburtshelfer: Außerordentlich gut gelungen scheinen mir der Wimpel, das Poster und die Tischkarte mit dem innen gedruckten Text, ein besonders guter Einfall. Der Distrikt Governor: Während der gesamten Veranstaltung musste ein jeder Gast erkennen, dass ein geschlossenes Konzept hinter der geleisteten Arbeit steckte. Die Seidenstädter äußerten sich: unvergesslich, hervorragend organisiert, bis ins kleinste Detail, unkomplizierte Atmosphäre.
Die Lionsidee verbindet, das wissen wir alle. Doch dank Erik Silvester ging alles noch etwas leichter. Ob wir wollten oder nicht.