Spende des Fördervereins und des Lions Clubs Gelduba: Gulzar Koochi ist Mitarbeiter der Mediothek und hilft auf Afghanisch, Persisch oder Kurdisch beim Deutsch lernen.
Krefeld. Eine Karte hängt an der Wand. Auf ihr steht: „In unserem Land ist Platz für Vielfalt“. Auf Deutsch und auf Arabisch. Diese Karte ist Sinnbild für die Mediothek Krefeld, in der eine Anlaufstelle für Flüchtlinge geschaffen wurde.
Nach dem Flüchtlingszustrom im vergangenen Jahr war für die Mitarbeiter der Mediothek schnell deutlich, das sie etwas tun wollen: „Uns war es wichtig, dass die Flüchtlinge hier einen Ort haben, an dem sie sich aufhalten können. Ein Ort, an dem sie einfach ’sein können’ ohne etwas essen und trinken zu müssen“, so Bibliothekarin Marie-Theres Eßer-Ehmke.
Als Begrüßung erhalten die Flüchtlinge einen Flyer, der in sieben Sprachen übersetzt wurde und auf die Angebote der Mediothek hinweist.
Aufgrund einer Spende des Fördervereins und des Lions Clubs Gelduba konnten zudem 1100 Bildwörterbücher angeschafft werden, die jeder Flüchtling zu Beginn geschenkt bekommt: „Das ist eine kleine, aber feine Geste, um die Menschen willkommen zu heißen“, erzählt Tilo Mieth, auch Bibliothekar. Von den 1100 sind noch 50 Bildwörterbücher vorhanden.
Den Bibliotheksausweis gibt es für Flüchtlinge für drei Monate umsonst. Aber oftmals gehe es den Flüchtlingen gar nicht allein darum, Bücher auszuleihen, sondern auch einen Ort zu haben, an dem sie ihre Hausaufgaben machen können, berichtet Mieth: „Vielen ist es im Camp einfach zu laut und sie können sich nicht konzentrieren. Hier gibt es Möglichkeiten in Ruhe zu lernen.“
Eine große Hilfe ist für die Mediothek Gulzar Koochi. Er stammt aus Afghanistan und ist Mitarbeiter der Mediothek. Er kam selbst 1991 als Flüchtling nach Deutschland. Seine erste Arbeit fand er in der Bücherei, und aufgrund seines großen Engagements wurde er unbefristet angestellt: „Meine Gefühle für diese Flüchtlinge sind groß. Ich möchte den Menschen gerne helfen, da ich ihre Situation sehr gut kenne“.
Koochi versucht zu dolmetschen, wenn die Bibliothekare an ihre Grenzen stoßen: „Ich kann Persisch, Afghanisch und Kurdisch mit den Flüchtlingen sprechen“, so Koochi. Und falls mal keiner weiter weiß, wird mit Hilfe von Händen und Füßen vermittelt.
Der sympathische Allrounder, wie er von den Bibliothekaren bezeichnet wird, hat selbst einen Ziehsohn aus Afghanistan. Der 17-Jährige stand im vergangenen Jahr am Kölner Hauptbahnhof und hatte über Bekannte die Nummer von Koochi bekommen. Dieser zögerte nicht lange und holte ihn ab. Nach vielen Amtsgängen darf er bei Koochi und seiner Familie bleiben.
Bei einem Gang durch die Mediothek fällt ein sehr in seine Bücher vertiefte Mann auf: Jwan Shakhalshadad. Der Syrer lernt fleißig Deutsch. „Seit acht Monaten bin ich jetzt in Deutschland.“ In der Mediothek ist Shakhalshadad regelmäßig: „Hier ist eine gute Atmosphäre zum Lernen.“
Neben der Möglichkeit in 5000 Tageszeitungen kostenlos zu lesen, gibt es seit drei Monaten auch arabische und persische Romane, die ausgeliehen werden können. Koochi weiß aber, dass die meisten Flüchtlinge das Regal eher nicht beachten. Empört sagten sie ihm meist, dass sie jetzt erstmal Deutsch lernen wollten. Mieth fügt hinzu: „Wir weisen dann gerne daraufhin, dass sie, auch wenn sie Deutsch lernen wollen, ihre Wurzeln nicht vergessen müssen.“
Denn schließlich ist in der Mediothek genug Platz für eine ganze Bandbreite an Vielfalt, nicht nur in sprachlicher Hinsicht.