Sachsen-Anhalt - 5. Mai

Glückskinder on tour! Ein außergewöhnliches Erlebnis. Mit Theo in Sachsen-Anhalt, im Land der Burgen. Mit Theo in der Bronzezeit, bei Otto und Heinrich dem Ersten, bei Händel und Walther von der Vogelweide, in Kirchen und bei Fürsten, bei Luther und einer Gärtnerstochter, am 60. Jahrestag der Kapitulation, mit Freunden und Freundinnen.

Glückskinder on tour! Ein außergewöhnliches Erlebnis. Mit Theo in Sachsen-Anhalt, im Land der Burgen. Mit Theo in der Bronzezeit, bei Otto und Heinrich dem Ersten, bei Händel und Walther von der Vogelweide, in Kirchen und bei Fürsten, bei Luther und einer Gärtnerstochter, am 60. Jahrestag der Kapitulation, mit Freunden und Freundinnen.

Was für ein Ende dieser besonderen Tage! Wir waren zu Hause. Wir hatten die Koffer ausgepackt, die sauberen Sommersachen wieder in den Schrank gehängt und die wärmeren Textilien vor die Waschmaschine gelegt. Unsere Reise fand einen Abschluss, den Theo, unser Herzens- und Kulturfreund, Beglücker und Lehrer, nicht eingeplant haben konnte. Der aber großartig zum Schluss dieser Reise durch Sachsen-Anhalt passte. In der Sendung Christiansen diskutierten Richard von Weizsäcker, Marcel Reich-Ranicki und ein britischer Ex-Europaminister über den sechzigsten Tag unserer Befreiung oder Niederlage. Wie oft hatte Theo, weniger unser Gottes- als unser Club-Geschenk, den 8. Mai erwähnt.

 

Wir waren zusammen, um uns zu bilden, um Deutschland kennen zu lernen, um von Theo zu profitieren. Wir wollten bald kundiger durch deutsche Lande ziehen können. Fangen wir in der Mitte der Reise an. Wir, Philister, kleinbürgerliche Menschen, diesem Theo kaum gewachsen, hatten Halbzeit. Wir saßen im Händel-Haus in Halle, in einem kleinern Konzertraum, auf Holzbänken ringsherum. Wir hörten eine bewegende Arie aus der Oper Rinaldo von Georg Friedrich Händel, gesungen von einem Konter-Tenor. Es war eine unheimlich schöne Atmosphäre, wir waren still und fromm. Wir dachten nach und fühlten Glück und Dankbarkeit.

Wer sind wir? 10 Lionsfreunde, 21 Freunde, 11 Männer und 10 Frauen, 21 Knirpsträger, 41 offene Ohren, 42 neugierige Augen und 17 nie stillstehende Münder. Heinz hörte stets nur mit einem Ohr und schaute umher. Er fing uns bildlich ein und leistete Fabian, unserem Reise-Azubi, wertvolle Dienste. Renate meisterte die Kombination aus Schirm und Krücke vorbildlich und war unsere Wissbegierigste, eine Meisterin der Fragetechnik. Fred, zum ersten Mal dabei, litt unter der Bürde des president elect. Positiv: Er war unser Ernstester, unser Diskussionsfreudigster. Aber wir wussten, welche Bürde er durch uns bald für ein ganzes Jahr zu tragen hat. Negativ: Er meinte, dass er sich als Präsident Zugspätkommen leisten könnte. Etwas frühzeitig entwickelten sich seine Chefallüren. Er hätte sich noch bis zum 1. Juli Zeit lassen können. Barbara stellte durch ihre jungendliche Heiterkeit, durch ihr erfrischendes Lachen die Balance wieder her. Mit den beiden war Sohn Fabian gekommen, ein lieber, tüchtiger, hilfsbereiter Kerl, Mütterchen Barbara aus dem Gesicht geschnitten. Angelika, genannt Geli, hübsch und flott, offen und unterhaltsam, mit Wolfgang, der immer erst im dritten Gang der Netteste der Truppe wurde. Sein großes physikalisches Wissen wurde uns bei der Himmelsscheibe und der Magdeburger Kugel offenbar. Und noch ein Wolfgang war dabei. Mit seiner Hanne, einer Bratkartoffelfreundin. Liebe, plaudernde Menschen. Interessiert und interessant. Sie lachten gerne und waren immer mittendrin. Wir trafen Heinrich I. und Otto den Großen, hatten aber selbst einen Franz-Josef an Bord, keinen Kaiser, sondern den Mann unserer adretten Sabine, lebende Philosophie in Blond. „Klug“ innen und außen. Er war unser Schutz, Käppi und schwarzes Leder zeichneten ihn als unseren Sicherheitsbeamten aus. So kamen wir sicher durch die gefährlichen Städte. Wilfried zeigte Interesse. Das Erfahrene fiel bei ihm jedoch zu oft auf einen albernen Boden. Seine Brigitte brachte das Paar insgesamt durch ihr besonders seriöses, liebes, zurückhaltendes Auftreten wieder in die goldene Mitte. Hans-Walter ist der Liebste von uns. Seine Helga gleichzeitig die Liebste und die größte Kalbshaxenfreundin. Wie Hans-Walter früher nicht mit Pillen, sondern mit Wort und Blick seine Patienten heilte, so heilte er uns, so wurden wir in seinem Umfeld milder und es gelang, nicht die geringste Missstimmung aufkommen zu lassen. Klaus, ein heiterer, spritziger Kerl und der Schönste dazu. Es gereicht ihm nicht zum Nachteil, dass er um sein brillantes Äußeres weiß. Ihm zur Seite steht Ilka, weit schöner als er, ein elegantes, großes, humorvolles Mädchen aus dem Ruhrpott. Beide passen besonders gut zusammen und zu uns. Dietmar und Edith waren unsere Halunken. Halunken sind zugezogene Hallenser, geduldete Mitfahrer. Dietmar – im Volk berühmt - war einmal einer von uns. Zog weg und kommt nur noch zu Theos Festen heim ins Reich. Wir freuten uns. Bereichert haben sie uns, durch Bauch und Kopf, durch Herz und Verstand.

Vier Ärzte aus Fachrichtungen hatten wir dabei - gut für die Sicherheit der Truppe -, einen Unternehmer, einen Lebenskünstler, zwei Professoren, einen Chemiker und einen Lehrer. Nur dem Lehrer steht seine Berufsbezeichnung nicht. Denn Lehrer Theo war unser Chef, die personifizierte Bildung, der Mann, der etwas bewegte, der uns stramm führte, aus dem Schlaf riss, forderte, der uns unsere Bildungslücken bewusst machte, stets mit seiner Dorle im Rücken und im Kopf. Ohne Dorle geht nichts. Wir tauften unseren tollen Freund um: Vom Lehrer zum Kulturpapst, wir hatten unseren eigenen Benedikt für Literatur, Kunst  und Geschichte. Glückskinder on tour! Und dankbare Kinder dazu.

Wir stiegen in Halberstadt aus, bei kaltem, zugigem, aber sonnigem Wetter. Gingen in den Stephans-Dom und erlebten die erste große Überraschung: majestätische Gotik, uralte Glasfenster, eine schöne hölzerne Triumpfkreuzgruppe, ein wunderbares Taufbecken. Und sprachen über den Reliquienkult. Worauf unser sonst so feiner Theo bemerkte: „Ich warte nur noch darauf, dass jemand die Schwanzfedern vom Heiligen Geist verehrt!“ Neben dem Dom steht das Gleim-Haus. Theo betrat den schönsten Raum des „Freundschaftstempels Ludwig Gleims“ und sagte:  „Hier schlägt das Herz eines Germanisten.“  Wir sahen, wie glücklich Theo war, verstanden ihn aber nicht. Aber wir fühlten mit ihm. Standen mit Theo vor einer riesigen Portraitsammlung von Dichtern und Gelehrten. Die meisten von uns hatten von Gleim noch nie gehört. Herder, Lessing und Klopstock waren hier zu Gast. Weiter ging es nach Quedlinburg. Ein emeritierter Professor zeigte uns seine Weltstadt der Pflanzen. Und seine wunderbare Altstadt. Hier war keine Bombe gefallen, hier blüht eine ganze Stadt. Wir besuchten die Marktkirche St. Benedikt, sahen das alte Rathhaus, bewunderten viele Fachwerkhäuser und stiegen zum Schlossberg hinauf und ließen uns durch die Stiftskirche St. Servatius führen. Abends fuhren wir zum Stammquartier nach Halle, vergnügten uns an der Bar und setzten uns hungrig – schade, dass Bratwurst-Paule noch nicht bei uns im Club ist - an den Abendtisch. Den nächsten Tag stand Halle auf dem Plan. Wir hatten etwas Angst vor dieser Stadt und wurden auf wunderbare Weise enttäuscht. Wir sahen eine grüne Stadt, die Moritzburg, den aparten, weißen Dom, nur von außen und wie Lyonel Feininger ihn gemalt hat. Besuchten die Marienkirche und bewunderten  die Original-Totenmaske und die Wachsabzüge der Hände von Luther. Das war ergreifend. Wir standen mitten in der Reformation. An einer der Orgeln dieser Kirche hatte Händel das Orgelspiel erlernt. Wir sahen ein Kruzifix mit einem Christus mit langen schwarzen Haaren. Und ein ande

Glückskinder on tour! Ein außergewöhnliches Erlebnis. Mit Theo in Sachsen-Anhalt, im Land der Burgen. Mit Theo in der Bronzezeit, bei Otto und Heinrich dem Ersten, bei Händel und Walther von der Vogelweide, in Kirchen und bei Fürsten, bei Luther und einer Gärtnerstochter, am 60. Jahrestag der Kapitulation, mit Freunden und Freundinnen.

Was für ein Ende dieser besonderen Tage! Wir waren zu Hause. Wir hatten die Koffer ausgepackt, die sauberen Sommersachen wieder in den Schrank gehängt und die wärmeren Textilien vor die Waschmaschine gelegt. Unsere Reise fand einen Abschluss, den Theo, unser Herzens- und Kulturfreund, Beglücker und Lehrer, nicht eingeplant haben konnte. Der aber großartig zum Schluss dieser Reise durch Sachsen-Anhalt passte. In der Sendung Christiansen diskutierten Richard von Weizsäcker, Marcel Reich-Ranicki und ein britischer Ex-Europaminister über den sechzigsten Tag unserer Befreiung oder Niederlage. Wie oft hatte Theo, weniger unser Gottes- als unser Club-Geschenk, den 8. Mai erwähnt.

Wir waren zusammen, um uns zu bilden, um Deutschland kennen zu lernen, um von Theo zu profitieren. Wir wollten bald kundiger durch deutsche Lande ziehen können. Fangen wir in der Mitte der Reise an. Wir, Philister, kleinbürgerliche Menschen, diesem Theo kaum gewachsen, hatten Halbzeit. Wir saßen im Händel-Haus in Halle, in einem kleinern Konzertraum, auf Holzbänken ringsherum. Wir hörten eine bewegende Arie aus der Oper Rinaldo von Georg Friedrich Händel, gesungen von einem Konter-Tenor. Es war eine unheimlich schöne Atmosphäre, wir waren still und fromm. Wir dachten nach und fühlten Glück und Dankbarkeit.

Wer sind wir? 10 Lionsfreunde, 21 Freunde, 11 Männer und 10 Frauen, 21 Knirpsträger, 41 offene Ohren, 42 neugierige Augen und 17 nie stillstehende Münder. Heinz hörte stets nur mit einem Ohr und schaute umher. Er fing uns bildlich ein und leistete Fabian, unserem Reise-Azubi, wertvolle Dienste. Renate meisterte die Kombination aus Schirm und Krücke vorbildlich und war unsere Wissbegierigste, eine Meisterin der Fragetechnik. Fred, zum ersten Mal dabei, litt unter der Bürde des president elect. Positiv: Er war unser Ernstester, unser Diskussionsfreudigster. Aber wir wussten, welche Bürde er durch uns bald für ein ganzes Jahr zu tragen hat. Negativ: Er meinte, dass er sich als Präsident Zugspätkommen leisten könnte. Etwas frühzeitig entwickelten sich seine Chefallüren. Er hätte sich noch bis zum 1. Juli Zeit lassen können. Barbara stellte durch ihre jungendliche Heiterkeit, durch ihr erfrischendes Lachen die Balance wieder her. Mit den beiden war Sohn Fabian gekommen, ein lieber, tüchtiger, hilfsbereiter Kerl, Mütterchen Barbara aus dem Gesicht geschnitten. Angelika, genannt Geli, hübsch und flott, offen und unterhaltsam, mit Wolfgang, der immer erst im dritten Gang der Netteste der Truppe wurde. Sein großes physikalisches Wissen wurde uns bei der Himmelsscheibe und der Magdeburger Kugel offenbar. Und noch ein Wolfgang war dabei. Mit seiner Hanne, einer Bratkartoffelfreundin. Liebe, plaudernde Menschen. Interessiert und interessant. Sie lachten gerne und waren immer mittendrin. Wir trafen Heinrich I. und Otto den Großen, hatten aber selbst einen Franz-Josef an Bord, keinen Kaiser, sondern den Mann unserer adretten Sabine, lebende Philosophie in Blond. „Klug“ innen und außen. Er war unser Schutz, Käppi und schwarzes Leder zeichneten ihn als unseren Sicherheitsbeamten aus. So kamen wir sicher durch die gefährlichen Städte. Wilfried zeigte Interesse. Das Erfahrene fiel bei ihm jedoch zu oft auf einen albernen Boden. Seine Brigitte brachte das Paar insgesamt durch ihr besonders seriöses, liebes, zurückhaltendes Auftreten wieder in die goldene Mitte. Hans-Walter ist der Liebste von uns. Seine Helga gleichzeitig die Liebste und die größte Kalbshaxenfreundin. Wie Hans-Walter früher nicht mit Pillen, sondern mit Wort und Blick seine Patienten heilte, so heilte er uns, so wurden wir in seinem Umfeld milder und es gelang, nicht die geringste Missstimmung aufkommen zu lassen. Klaus, ein heiterer, spritziger Kerl und der Schönste dazu. Es gereicht ihm nicht zum Nachteil, dass er um sein brillantes Äußeres weiß. Ihm zur Seite steht Ilka, weit schöner als er, ein elegantes, großes, humorvolles Mädchen aus dem Ruhrpott. Beide passen besonders gut zusammen und zu uns. Dietmar und Edith waren unsere Halunken. Halunken sind zugezogene Hallenser, geduldete Mitfahrer. Dietmar – im Volk berühmt - war einmal einer von uns. Zog weg und kommt nur noch zu Theos Festen heim ins Reich. Wir freuten uns. Bereichert haben sie uns, durch Bauch und Kopf, durch Herz und Verstand.

Vier Ärzte aus Fachrichtungen hatten wir dabei - gut für die Sicherheit der Truppe -, einen Unternehmer, einen Lebenskünstler, zwei Professoren, einen Chemiker und einen Lehrer. Nur dem Lehrer steht seine Berufsbezeichnung nicht. Denn Lehrer Theo war unser Chef, die personifizierte Bildung, der Mann, der etwas bewegte, der uns stramm führte, aus dem Schlaf riss, forderte, der uns unsere Bildungslücken bewusst machte, stets mit seiner Dorle im Rücken und im Kopf. Ohne Dorle geht nichts. Wir tauften unseren tollen Freund um: Vom Lehrer zum Kulturpapst, wir hatten unseren eigenen Benedikt für Literatur, Kunst  und Geschichte. Glückskinder on tour! Und dankbare Kinder dazu.

Wir stiegen in Halberstadt aus, bei kaltem, zugigem, aber sonnigem Wetter. Gingen in den Stephans-Dom und erlebten die erste große Überraschung: majestätische Gotik, uralte Glasfenster, eine schöne hölzerne Triumpfkreuzgruppe, ein wunderbares Taufbecken. Und sprachen über den Reliquienkult. Worauf unser sonst so feiner Theo bemerkte: „Ich warte nur noch darauf, dass jemand die Schwanzfedern vom Heiligen Geist verehrt!“ Neben dem Dom steht das Gleim-Haus. Theo betrat den schönsten Raum des „Freundschaftstempels Ludwig Gleims“ und sagte:  „Hier schlägt das Herz eines Germanisten.“  Wir sahen, wie glücklich Theo war, verstanden ihn aber nicht. Aber wir fühlten mit ihm. Standen mit Theo vor einer riesigen Portraitsammlung von Dichtern und Gelehrten. Die meisten von uns hatten von Gleim noch nie gehört. Herder, Lessing und Klopstock waren hier zu Gast. Weiter ging es nach Quedlinburg. Ein emeritierter Professor zeigte uns seine Weltstadt der Pflanzen. Und seine wunderbare Altstadt. Hier war keine Bombe gefallen, hier blüht eine ganze Stadt. Wir besuchten die Marktkirche St. Benedikt, sahen das alte Rathhaus, bewunderten viele Fachwerkhäuser und stiegen zum Schlossberg hinauf und ließen uns durch die Stiftskirche St. Servatius führen. Abends fuhren wir zum Stammquartier nach Halle, vergnügten uns an der Bar und setzten uns hungrig – schade, dass Bratwurst-Paule noch nicht bei uns im Club ist - an den Abendtisch. Den nächsten Tag stand Halle auf dem Plan. Wir hatten etwas Angst vor dieser Stadt und wurden auf wunderbare Weise enttäuscht. Wir sahen eine grüne Stadt, die Moritzburg, den aparten, weißen Dom, nur von außen und wie Lyonel Feininger ihn gemalt hat. Besuchten die Marienkirche und bewunderten  die Original-Totenmaske und die Wachsabzüge der Hände von Luther. Das war ergreifend. Wir standen mitten in der Reformation. An einer der Orgeln dieser Kirche hatte Händel das Orgelspiel erlernt. Wir sahen ein Kruzifix mit einem Christus mit langen schwarzen Haaren. Und ein anderes, von dem Christus sich losreißen wollte. Wir besuchten  nun das Händel-Haus, den Campus, die Himmelsscheibe aus der Bronzezeit und die Universität. Theo führte uns durch den Saal der Dokumentation, erzähle von Joseph Freiherr von Eichendorff, von den Kräften des menschlichen Verstandes, von der Voreingenommenheit und der Wahrheit. Auf viel Weisheit folgte ein grober aber schöner Schluss: Wir bestiegen Kardinal Albrechts Burg Giebichenstein – schade, dass unser Api (Albrecht) nicht dabei war, er wäre vom Fabrikanten zum Klerus gewechselt – und genossen einen herrlichen Blick auf die Stadt. Auf dem Rückweg kehrte Theo den Lehrer heraus. Er gab uns einen Text und wir mussten raten, von wem er geschrieben ist. Wir Banausen wussten es nicht. Das Ergebnis: Christa Wolf „Der geteilte Himmel“. Jetzt müssen wir uns das Buch kaufen. Theo im Wortlaut: „Das gehört zur Allgemeinbildung. Punkt!“ Abends gingen die Besseren von uns im San Luca speisen, die Einfacheren begnügten sich mit hallensischem Ambiente und volksnah gehäuften Tellern. Jetzt folgte unser Luthertag. Ein pfiffiges Mädchen führte uns durch Wittenberg. Durch die Schlosskirche. Wir sahen das Luther- und das Melanchthon-Grab. Wir standen vor der Thesentür, dem Schwarzen Brett der Universität. Dann besuchten wir die reichen Cranachs, Vater und Sohn, eine alte Druckerei und gingen zur Stadtkirche, zum großen Altarbild von Cranach, auf welchem die Mächtigen der Stadt mit Christus am Abendmahlstisch sitzen. Dann ging es ins Luther-Haus und an einer bunten Hundert-wasser-Schule vorbei. Am Nachmittag fiel die geplante Gondeltour durch die Wörlitzer Parkgewässer aus. Wir stapften tapfer durch Matsch und Regen zu Franz von Anhalt-Dessau in sein gotisches Haus. Er war zur linken Hand mit der Tochter des Gärtners verheiratet. Ein wenig Neid kam auf. Und auch das: Dort wurde uns zum ersten Mal etwas zu viel. Wir sahen Portrait an Portrait und wollten einfach nicht mehr wissen, wer was war und wie er oder sie hieß. Schade, dass wir den wunderbaren Park nicht bei Sonne genießen konnten. Hier war uns das einzige Mal das Wetter hinderlich. Abends speisten wir diesmal alle bei San Luca. Die Feinen brauchten das. Und morgens ging es über Magdeburg nach Hause. Ein Höhepunkt, ein Traumzwischenstopp. Wir spazierten die Elbe entlang, erlebten im Dom eine Taufe und den Schluss eines Gottesdienstes – unseren Abschlussgottesdienst -  und stellten alle auf milden Befehl Theos unsere Augen auf Leuchten, als wir Otto den Großen und seine Editha in einem kleinen entzückenden „Käfig“ sahen. Rathaus, der goldene Reiter, der „Erfinder der Pferdestärke“ und ein Stück Kuchen bildeten den Abschluss. Glücklich erschöpft lagen wir im Bus und ordneten die Ottos, die Heinrichs, die Kardinäle und Schriftsteller, Gründer und Grafen, die Gärtnerin, den Verstand und unsere Wahrheiten. Jeder wird seine Erkenntnisse wohl in eine andere Schublade gelegt haben. Wir haben gelernt, dass ein kleines Holzstückchen „Halt die Klappe“ heißt. Und woher der Ausdruck „Mach den Laden auf“ kommt. Früher lernten wir, was ein Altan oder ein Lettner ist, jetzt kam der Sachsenspiegel hinzu. Wir sind also besser geworden. Gebildeter. Wir wagen es nun - im Sinne von Kant und der Aufklärung – „uns unseres eigenen Verstandes zu bedienen“. Theo senkte nun das Niveau und lockerte uns nun mit DDR-Witzchen auf. Dank floss hin und her. Wir hatten etwas Gutes getan.

Diese Zeilen erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Viel zu gering ist mein Wissen. Ich rette mich mit meinem Interesse. Im Sinne von Alexander von Humboldt schließe ich im Namen aller Theo- und, das gehört dazu, Dorle-Fans: Wahre Universalität besteht nicht darin, dass man vieles weiß, sondern dass man vieles liebt. Theo, wir lieben Dich nicht. Du würdest es uns auch nicht glauben. Aber Du bedeutest uns unglaublich viel: Freund, Vorbild, Bildungsbringer. Du bist ein geduldiger Hirte. Wir haben aber nicht nur von Dir profitiert, wir alle vertieften unsere Freundschaft. Ein wunderbarer Nebeneffekt.

Diesen Bericht schreiben wir Dir, lieber Theo. Allerdings unter dieser Bedingung: Lies ihn nicht so kritisch. Da Du für Deine Toleranz und Dein weites Herz bekannt bist, wird dies auch so sein.